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Obdachlosigkeit betrifft geflüchtete Familie mit Kindern

Der Frust mit den Fristen

Dieser Tage müssen wir uns im Ute Bock Haus fragen, ob wir in einem Land leben, wo Kinder in kalten Herbstnächten auf der Straße schlafen sollen. Denn wieder stand eine obdachlose Familie mit vier kleinen Kindern vor unserer Tür – Sie wissen nicht wohin. Auch Adil möchte seiner Familie ein sicheres Zuhause schaffen, doch viele Hürden stellen sich ihm in den Weg.

Der Lehrer Adil* sieht in seiner Heimat Syrien keine Zukunft mehr für sich und seine Familie. Er möchte mehr Chancen für seine drei kleinen Kinder, als es in dem von Krieg und Konflikten zerrüttenden Land gibt. Adil kam vor drei Jahren nach Österreich ins Ute Bock Haus. Der Mann Anfang 40 ist sehr bemüht Deutsch zu lernen, besucht regelmäßig Sprachkurse und hat von Beginn an bei einem bekannten Essenslieferservice als Zusteller gearbeitet. Doch er bekam trotz der aussichtslosen Situation in Syrien und seiner Integrationsbemühungen nur subsidiären Schutz zugesprochen. Das hat weitreichende Konsequenzen:  Das Nachholen seiner Familie war für mindestens drei weitere Jahre außer Reichweite. Nur mit einem positiven Asylbescheid ist eine unmittelbare Familienzusammenführung möglich.

Wir haben uns für Adil eingesetzt und wollen eine Chance für ein Familien-Wiedersehen schaffen. Mit unserer Rechtshilfe setzten wir uns für eine erneute Prüfung seines Aufenthaltstitels ein. Adil konnte eine unserer Übergangswohnungen beziehen. So kommt er bereits für einen Teil der Kosten auf und macht einen weiteren Schritt Richtung Selbstständigkeit. Er lernte weiter intensiv Deutsch und arbeitete fleißig, um jeden Euro für die Ankunft seiner Familie zu sparen. Seine Hoffnung war groß.

Wir haben uns so sehr mit Adil gefreut, als dann tatsächlich ein positiver Asylbescheid bei ihm eintrudelte! Mit unserem Rechtsberater hat Adil jetzt einen Antrag auf Familienzusammenführung gestellt und das Wiedersehen mit seinen kleinen Kindern rückt in greifbare Nähe. Mit unserer Starthilfe – erst einem Zimmer im Ute Bock Haus und später einer Übergangswohnung – sowie der intensiven Beratung und Rechtshilfe wird er es schaffen, ein sicheres Zuhause für seine Frau und Kinder aufzubauen, bevor sie (hoffentlich bald) nach Wien kommen können. Adils Geschichte zeigt wie dringend nötig unsere individuelle Art zu helfen ist. Denn sie ist ein positives Einzelschicksal aus einem Meer an berührenden Lebensgeschichten.

Knappe Fristen, viele Hürden

In den Medien machen Familienzusammenführungen viele Schlagzeilen: Warum flüchten Männer meist zuerst alleine? Warum kommt es heuer vermehrt zum Nachzug von Frau und Kindern? Warum können sie oft nicht sofort auf eigenen Beinen stehen? Schaffen wir das?

Die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) achtet die Familie als hohes Gut, auch die österreichische Verfassung garantiert jedem Kind Schutz und Fürsorge sowie eine regelmäßige persönliche Beziehung zu beiden Elternteilen. Der Zusammenhalt der Familie und Schutz des Kindeswohl sind wichtige Grundwerte in unserer Gesellschaft. Meist können Familien mit Kindern nicht gemeinsam flüchten.

Schon das Leben im Herkunftsland birgt viele Gefahren, Fluchtwege sind oft langwierig und gefährlich. Viele Männer mussten daher erst einmal ohne ihre Frau und Kinder flüchten. Nach einem langjährigen Asylverfahren haben sie nach einer positiven Entscheidung, die Möglichkeit eine Familienzusammenführung zu beantragen und so ihre nächsten Verwandten in Sicherheit zu bringen. Oft sind das ihre Frau und Kinder, die dann meist schneller selbst Asyl zugesprochen bekommen.

Parallel muss man nach Erhalt eines positiven Asylbescheids innerhalb einer viermonatigen Frist die Flüchtlingsunterkunft verlassen. Für Geflüchtete im Asylverfahren ist es enorm schwierig bis unmöglich eine Arbeit zu finden, genügend Geld für eine Kaution oder Möbel anzusparen, gleichzeitig eine neue Sprache von Grund auf zu lernen und sich in einem neuen Land zurecht zu finden. Am freien Wohnungsmarkt, besonders in der Großstadt Wien, sind sie häufig von Diskriminierung wegen ihrer Herkunft oder Hautfarbe betroffen und bekommen kaum Chancen eine Wohnung zu beziehen. Sie stehen also nach einem positiven Asylbescheid und dem Nachholen ihrer Familie häufig wieder vor dem Nichts.

Ute Bocks Art zu helfen prägt noch heute unsere Arbeit im Flüchtlingsprojekt.
Foto: Helisah

Mit Kindern auf die Straße

Niemand scheint im Moment nach dem Ablauf der Viermonatsfrist für die Familien zuständig zu sein. So stand auch letzte Woche eine syrische Familie mit vier kleinen Kindern vor unserer Tür. Innerhalb der Frist hatten sie es nicht schaffen können, eine eigene Wohnung zu finden. Doch soll die Familie mit kleinen Kindern in den kälter werdenden Herbstnächten etwa auf der Straße schlafen?

Wir haben einige dieser Familien, die in Österreich wieder vor dem Nichts stehen, für begrenzte Zeit aufgenommen, so auch letzte Woche. Manchmal müssen sie vorübergehend in ein kleines Einzelzimmer im Ute Bock Haus ziehen, das eigentlich viel zu eng ist. Doch ein Bett, Wärme und ein sicheres Dach über dem Kopf sind besser als die kalte Straße – besonders für Kinder!

Niemand geht aus dem Ute Bock Haus ohne nicht zumindest einen Vorschlag für eine Lösung bekommen zu haben. Wir schenken Hoffnung abseits bürokratischer Fristen. Durch unsere Unabhängigkeit können wir schnell, unkompliziert und individuell helfen. Das geht nur durch Spender*innen, die uns auf diesem Weg begleiten, damit wir Ute Bocks Art des Helfens weitertragen können. Denn der Bedarf dafür steigt immer noch!

Bitte unterstütz uns dabei, individuell, schnell und unkompliziert helfen zu können. Damit Menschen wie Adil und ihre Familien eine echte Chance in Österreich bekommen.

* Name zum Schutz unseres Klienten geändert

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