„Das Ute Bock Haus ist ein echtes Welthaus“
Seit jeher ist das Flüchtlingsprojekt Ute Bock auf die helfenden Hände von Ehrenamtlichen und Freiwilligen angewiesen. Ohne sie wäre vieles nicht zu stemmen. In unserer Jubiläumsserie sehen wir uns ihren Blick auf die Arbeit im Ute Bock Haus an, denn es ist ein Haus, „in dem die universale Liebe zuhause ist“.
Ehrenamtlich, aber garantiert nicht umsonst
Das Flüchtlingsprojekt ist zu einem großen Teil durch Spenden finanziert. Damit diese den Geflüchteten so direkt wie möglich zugutekommen, arbeitet der Verein nur mit einem kleinen Team aus festangestellten Mitarbeitenden und wird unterstützt von vielen Ehrenamtlichen, die überall anpacken, wo es gerade nötig ist. Ohne ihre Hilfe wäre vieles nicht machbar.
Gerade die Arbeit des Ute Bock Bildungszentrums basiert auf dem Engagement vieler großartiger Freiwilliger, die den Geflüchteten beim Spracherwerb und den Kindern bei den Hausaufgaben helfen. Eine wertvolle Arbeit, die Perspektiven ermöglicht.
Und auch im Ute Bock Haus gibt es immer etwas zu tun. Ehrenamtliche wie Ingrid S. und Ingrid V machen unsere Soforthilfeangebote erst möglich. Die beiden Helferinnen sind bereits ein eingespieltes Team im Sachspendenlager!
Donnerstags machen „die beiden Ingrids“ Ordnung nach der Ausgabe am Mittwoch, bevor am Freitag wieder die Klient*innen kommen. Ingrid V. steht links, Ingrid S. rechts im Bild.
Gemälde von Guido Zehetbauer-Salzer
„Umso größer die Ablehnung von Geflüchteten geworden ist, umso mehr habe ich mir gedacht, jetzt erst recht.“
„Frau Bock kannte ich noch über meine Mutter, die selbst in der Jugendfürsorge gearbeitet hat. Die beiden waren auf einer Wellenlänge: Nicht unbedingt stur dem Gesetz folgend, sondern pragmatische Lösungen finden, wenn es brennt. Dafür war die Frau Bock sehr zu haben,“ Ingrid V. hilft seit 2016 ehrenamtlich im Verein mit und erinnert sich noch gut an die Zeit mit Frau Bock, „sie war eine einfache Frau, die gewusst hat, wo man anpacken muss und wo Hilfe einfach notwendig ist – wurscht wie. Die hat nicht lange gefragt. Das hat sie auch immer wieder in Schwierigkeiten gebracht, weil das natürlich auch ausgenutzt worden ist. Sie hat oft fürchterlich geschimpft mit den Burschen, aber die haben genau gewusst, was sie an ihr haben.“
Ingrid S. unterstützt das Flüchtlingsprojekt seit Ende 2017 und erzählt über die Zeit: „Politisch ist der Zug damals schon in eine ganz andere Richtung gegangen und das war mit ein Entscheidungsgrund für die ehrenamtliche Arbeit hier. Umso größer die Ablehnung von Geflüchteten geworden ist, umso mehr habe ich mir gedacht, jetzt erst recht.“
Gefragt nach ihren schönsten Momenten im Ute Bock Haus erzählen beide von Veranstaltungen und dem schönen Zusammenkommen. Die Gemeinschaft und die Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen ist ein zusätzlicher Pluspunkt für das Engagement, wie Ingrid V. erzählt: „Wir waren recht lustig unterwegs. Wir haben auch privat ein bissl was miteinander gemacht. Für uns beide ist es immer ein Geben und Nehmen gewesen.“ Sie ergänzt: „Mir taugt einfach der Alltag hier. Die Harmonie miteinander!“
Anne-Marie L. ist eine neue Ehrenamtliche im Verein und sitzt montags am Empfang, um den Klient*innen ihre Post zu geben.
„Ich liebe die Menschen hier“
Anne-Marie L. ist montags die erste Person, die man im Ute Bock Haus sieht. Seit ein paar Monaten unterstützt sie das Flüchtlingsprojekt im Postservice. Im Haus sind ca. 200 Personen obdachlos gemeldet, die zusätzlich zu den ca. 90 Bewohner*innen hier ihre Post abholen können. Anne-Marie erzählt, dass sie hier ist, um etwas zu machen, was „das Herz anspricht und nicht den Kopf“. Sie sagt: „Ich merke, dass die Menschen Zuwendung brauchen und die Organisation braucht eine gewisse Anzahl an Freiwilligen, um zu funktionieren. Die Klient*innen sind immer sehr fröhlich, wenn sie Post bekommen. Es ist ja etwas Schönes, Post zu bekommen, auch wenn es manchmal eine schlechte Nachricht gibt, aber öfter sind es gute Nachrichten.“ Geflüchtete Menschen benötigen eine fixe Zustelladresse, um im Asylverfahren zu bleiben. Das Post- und Meldeservice ermöglicht auch ohne festen Wohnsitz eine Chance auf Bleiberecht.
Wenn man ein paar Minuten bei Anne-Marie sitzt, wird deutlich, wie freundlich und fröhlich die Stimmung im Haus ist. Sie nimmt sich Zeit, um mit den Klient*innen zu plaudern: „Mein schönster Moment ist, wenn eine bestimmte Klientin aus Afghanistan kommt. Sie spricht kaum Deutsch, aber wir schaffen es trotzdem fünf Minuten miteinander zu reden und sie bemüht sich sehr auf Deutsch zu antworten. Das finde ich sehr schön. Obwohl ich nur am Montag da bin, fange ich an die Leute zu kennen, die Namen zu erkennen und ich weiß auch, in welcher Sprache ich sie ansprechen muss. Denn meine Muttersprache ist Französisch. Das Ute Bock Haus kommt mir vor wie ein Welthaus. Ein Haus, wo alle Nationalitäten der Welt vorkommen. Wo diese universale Liebe vorhanden ist.“
Möchtest du im Flüchtlingsprojekt mithelfen?
Beim Flüchtlingsprojekt Ute Bock gibt es zahlreiche Möglichkeiten sich einzubringen und damit Geflüchtete direkt zu unterstützen. Sei es nun im Kleider- und Sachspendenlager, bei der Lebensmittelausgabe oder im Postservice. Auch bei Events suchen wir immer wieder helfende Hände, die uns tatkräftig unter die Arme greifen. Im Ute Bock Bildungszentrum werden freiwillige Lehrkräfte gesucht, damit der Zugang zu Deutschkursen und Basisbildung für die Geflüchteten kostenlos bleibt. Und die Büffelböcke freuen sich in der Nachmittagsbetreuung über Hilfe bei den Hausaufgaben und zusätzliche Förderung.
Welche ehrenamtliche Tätigkeit passt zu deinem Interesse und deinem Können? Welchen zeitlichen Aufwand kannst du dir vorstellen? Melde dich mit ein paar Hintergrundinfos über dich und deinen Vorstellungen gerne bei freiwillig@fraubock.at Du möchtest uns bei unseren Deutschkursen oder bei der Kinder-Lernbetreuung unterstützen? Dann melde dich über bildung@fraubock.at
Dieser Artikel ist Teil unserer Blog-Serie "Bock Storys" zum 20-jährigen Vereinsjubiläum. Bereits erschienen ist das Interview mit unserem dienstältesten Kollegen Ibrahim sowie unserer langjährigen Klientin Ruzanna. In den kommenden Wochen werden wir mit weiteren Menschen über ihre Zeit beim Verein sprechen.