Gemeinsam für mehr Menschlichkeit – Das war das Jahr 2023 im Ute Bock Haus
2023 waren die Nachrichten von lang anhaltenden Kriegen, schweren Konflikten und tragischen Naturkatastrophen geprägt. All diese schrecklichen Ereignisse haben Menschen dazu veranlasst, ihre Heimat zu verlassen, um Sicherheit und Frieden für sich und ihre Familien zu suchen - auch hier bei uns in Wien im Flüchtlingsprojekt Ute Bock.
Auch in unserem kleinen Verein war 2023 ein intensives Jahr, mit vielen Herausforderungen, mit neuen Hilfestellungen für Geflüchtete und mit kleinen und großen Erfolgen:
Neue, kostenlose (Beratungs-)Angebote für Geflüchtete
Dank einer großzügigen Spende verfügt das Haus seit letztem Jahr über eine eigene, unabhängige Rechtshilfe. Tim, unser Rechtsberater, bietet nicht nur fachliche Expertise im Fremden- und Asylrecht, sondern kennt auch persönlich die Schicksale der Klient*innen. Er begleitet sie zu Einvernahmen und Verhandlungen und kämpft bis zuletzt für menschenwürdige Entscheidungen.
Trotz komplexer bürokratischer Hürden haben wir ein Arbeitsmarktprojekt gestartet, um Asylwerber*innen den Zugang zur Arbeit zu erleichtern. Wir kontaktieren potenzielle Partnerfirmen, führen sie durch den Antragsprozess, suchen passende Klient*innen und bereiten sie auf den Arbeitsmarkt vor.
Wer seine Kindheit in diversen Flüchtlingslagern ohne richtige Schulen verbracht hat, kann eine Bildungslaufbahn erst beginnen, wenn er oder sie endlich in Sicherheit lebt. Daher bieten wir seit heuer kostenfreie Alphabetisierungskurse an. Diese gehen über die reine Alphabetisierung hinaus und konzentrieren sich auf die praktische Anwendung im Alltag.
Mathias unterrichtet im Alphabetisierungskurs
Foto: Flüchtlingsprojekt Ute Bock
Asyl für Noura
Die alleinerziehende Noura aus Syrien, die mit ihren aufgeweckten Kindern im Ute Bock Haus lebt hat im Februar endlich Asyl bekommen. Bei uns haben die vier nicht nur eine kostenlose Unterkunft gefunden, sondern auch eine große neue Familie. Ein Ort des Zusammenhalts, an dem man sich gegenseitig hilft, miteinander redet und kocht. Zwei ihrer Kinder gehen bereits zur Schule und lernen fleißig in der Nachmittagsbetreuung des Ute Bock Bildungszentrums.
Nachdem der lang ersehnte Aufenthaltstitel endlich da ist, konnten die nächsten Schritte geplant werden. Ein Job, eine Wohnung, ein neues Leben in Sicherheit: Für Noura und ihre Kinder war es ein aufregendes Jahr!
Ein Polster für Esat
Esat aus dem Irak klopfte zaghaft an die Tür seiner Wohnbetreuerin Alaa. „Darf ich kurz stören?“, fragte er vorsichtig beim Eintreten. Der junge Mann wohnt schon seit 2018 im Ute Bock Haus. Sein Asylverfahren wurde negativ entschieden, zurück in den Irak kann er trotzdem nicht. Also heißt es weiter warten und hoffen.
„Ich kann zurzeit einfach nicht schlafen. Hast du vielleicht einen härteren Polster für mich?“ bat Esat. Alaa fragte nicht weiter nach. Der junge Mann sah müde aus, zermürbt. Wenn ein neues Kissen hilft, dann gibt sie ihm gerne eines. Die kleine Geste gab dem verzweifelten Mann ein Gefühl von Heimat. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die unseren Bewohner*innen Sicherheit geben, oft ist es die Möglichkeit mit jemandem zu reden.
Fußball-Sommercamp beim USV Neulengbach
Sommerhighlight für unsere Kids: Der USV Neulengbach organisierte ein dreitägiges kostenloses Fußballcamp für 36 Kinder aus dem Flüchtlingsprojekt. Zusammen mit dem Nachwuchs aus dem Ort lernten die Kinder an drei Tagen dribbeln, passen, Tore schießen und haben dabei neue Freunde gefunden!
Die Mädchen und Jungen konnten beim Fußballcamp allerhand Ausprobieren und Trainieren
Foto: Flüchtlingsprojekt Ute Bock
Wir helfen bei der ÖIF Prüfung
Ellaha aus Afghanistan und Seydou aus Burkina Faso lernten im Februar im Ute Bock Bildungszentrum gemeinsam für die wichtige Deutsch- und Werteprüfung des ÖIF. Diese verpflichtende Prüfung für Asylwerber*innen ist essentiell für den Aufenthaltstitel, eine Arbeitserlaubnis und gewisse Sozialleistungen. Ein Prüfungsantritt kostet rund 130 Euro, für Geflüchtete die monatlich rund 400 Euro Grundversorgung erhalten, kaum zu finanzieren.
Da nicht jeder Anspruch auf geförderte Kursplätze hat, haben wir im Flüchtlingsprojekt Ute Bock einen eigenen, kostenfreien Intensivlehrgang gestartet. Dabei unterstützen wir die Kandidat*innen nicht nur beim Lernen, sondern finanzieren zum Großteil auch den teuren Prüfungsantritt.
Brahim und Naima finden Sicherheit und Perspektive
Die Geschichte von Brahim (17) und seiner Mutter Naima (42) bewegt uns bereits seit 7 Jahren. Trotz schwerer Gewalt in ihrer Heimat, erhielt die kleine Familie mehrere negative Bescheide und lebte daher in ständiger Angst vor einer Abschiebung. Das Ute Bock Haus bot Sicherheit und finanzierte eine dringend benötigte Psychotherapie. Der traumatisierte Brahim entwickelte sich von einem ängstlichen Kind zu einem fröhlichen Jugendlichen. Nach langem Warten und rechtlicher Unterstützung, erhielten beide Ende des Jahres einen positiven Aufenthaltsstatus. Wir unterstützen sie nun bei der Suche nach einer Lehrstelle für Brahim, einem Job für Naima sowie einer eigenen kleinen Mietwohnung.
Diese Geschichten sind nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was sich im Ute Bock Haus 2023 alles ereignet hat. Du möchtest noch mehr wissen? Melde dich gerne bei Brigitte und du erhältst den ganzen Jahresrückblick per Post.
Auch 2024 bleiben wir ganz nah an der Seite jener Menschen, die Unterstützung und Rückhalt brauchen. Möglich ist das nur mit deiner Hilfe!