Aus dem Iran nach Österreich
Studierenden steht oft die Welt offen, aber was, wenn in der Heimat plötzlich alles Kopf steht? Mehdi hat im Iran Bauingenieurwesen studiert. Als die politische Stimmung immer schlimmer wurde, ist er ausgereist und kann nun nicht mehr zurück. Seine Geschichte und warum gerade Deutsch zu lernen so wichtig ist, erzählt er uns im Ute Bock Bildungszentrum.
Bevor die Situation eskaliert
„Das schwierigste für mich sind die Artikel“, erzählt Mehdi* in fließendem Deutsch. Es ist unglaublich, wie gut er die für ihn fremde Sprache bereits beherrscht. Derzeit macht Mehdi den zweiten, kostenlosen Deutschkurs im Ute Bock Bildungszentrum. Seine letzte ÖIF Prüfung hat er mit Bestnote bestanden.
Mehdi lebt seit 2021 in Wien. Er ist mit einem Studentenvisum eingereist, als die politische Stimmung im Iran immer schlimmer wurde. „Ich wusste, ich muss weg, bevor die Situation eskaliert.“ Seitdem hat er keinen Kontakt mehr zu seiner Familie. „Ich bin sehr traurig, aber es geht wegen meiner Flucht nicht. Wir können nicht einmal telefonieren.“ Daher wissen seine Eltern auch nicht, dass er sich in Wien verliebt hat: „Sarah* ist jetzt meine Familie. Im September möchten wir heiraten.“
Im Ute Bock Bildungszentrum besucht Mehdi aus dem Iran bereits seinen zweiten Deutschkurs und möchte nach Abschluss seines Aufenthaltsverfahren selbst mithelfen.
Foto: Flüchtlingsprojekt Ute Bock
Chance auf ein sicheres Leben
Der junge Mann hat im Iran Bauingenieurwesen studiert. Auf die Frage, ob er in Wien weiter auf die Uni geht, schüttelt Mehdi traurig den Kopf: „Ich könnte zwar Grundversorgung bekommen, aber ich will kein Geld vom Staat haben. Ein Freund hat mir von der Arbeit als Essenszusteller erzählt. Daher mache ich jetzt das. Fürs Studieren habe ich keine Zeit mehr.“
Trotz Vollzeitjob ist das Geld jeden Monat sehr knapp. Nach Überweisung der Miete bleibt kaum noch etwas übrig - für einen zu bezahlenden Deutschkurs schon gar nicht. Aber Mehdi will unbedingt Deutsch lernen. Er weiß, nur wenn er die Deutsche Sprache beherrscht, hat er Chancen auf ein sicheres Leben in Österreich.
„Das ich hier gratis einen Kurs machen kann, ist wirklich toll. Das ist eine große Hilfe für mein Verfahren. Die Leute im Bildungszentrum sind alle so nett. Wenn ich einmal wirklich super Deutsch kann, möchte ich auch bei Ute Bock freiwillig mithelfen.“ Wie gut er schon Deutsch spricht, ist Mehdi gar nicht bewusst.
Bildung gibt Hoffnung, deswegen bietet das rein spendenfinanzierte Ute Bock Bildungszentrum kostenlose Deutsch-, Alphabetisierungs- und Basisbildungskurse für Geflüchtete an.
Foto: Flüchtlingsprojekt Ute Bock
Was, wenn ... ?
„Was würdest du im Iran machen, wenn dein Asylverfahren negativ beschieden wird“, fragen wir ihn in unserem Gespräch. „Das geht nicht. Ich kann nicht zurück. Ich bin in Gefahr wegen des Regimes“, erzählt Mehdi mit Tränen in den Augen. Sein Schmerz ist spürbar und kurz ist es ganz still im Raum.
Geschichten wie die von Mehdi hören wir leider viele im Flüchtlingsprojekt Ute Bock. Wir versuchen dort zu helfen, wo es möglich ist. Mit Obdach, Beratung, Soforthilfe und den Bildungsangeboten im vereinseigenen Zentrum. Damit wir so individuell wie möglich unterstützen können, Kurse fortlaufend oder mehrmals besucht werden können und unser Angebot kostenlos für die Lernenden bleiben können, ist das Ute Bock Bildungszentrum rein spendenfinanziert.
Dass es nicht genügend Kursangebote für Geflüchtete in Wien gibt, hat Ute Bock schon 2003 bemerkt und kostenlose Deutschkurse organisiert. Ihr großer Traum – ein eigenes Bildungszentrum – ist 2017 in Erfüllung gegangen, die Eröffnung hat sie noch miterlebt. Heute bieten wir Deutsch-, Alphabetisierungs- und Basisbildungskurse an und natürlich unsere Nachmittagsbetreuung für Kinder mit Fluchterfahrung, die Büffelböcke.
Möchtest du helfen, damit wir auch weiterhin Geflüchteten wie Mehdi beim Deutschlernen und seiner Integration unterstützen können? Geben wir Geflüchteten gemeinsam eine echte Chance auf ein selbstständiges, unabhängiges Leben!
*Namen geändert