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Abschiebung von Samira aus dem Ute Bock Haus

Abschiebung ins Unbekannte

In der Flüchtlingshilfe sind wir mit Schicksalen konfrontiert, bei denen wir uns fragen, wo die Menschlichkeit verloren gegangen ist. Samiras Fall ist einer davon. Lies jetzt, welche offenen Fragen bleiben und wie wir jetzt weiterarbeiten!

Als Samira Samstagnacht um 23:00 Uhr von der Polizei im Ute Bock Haus abgeholt und in Schubhaft genommen wurde, konnten wir es kaum fassen. Wir versuchten alle rechtlichen Hebel in Bewegung zu setzen und trotzdem wurde die 44-Jährige nur zwei Tage später nach Aserbaidschan abgeschoben – ein Land, das sie nicht kennt.

Viele offene Fragen

Samira hat in Aserbaidschan weder Familie noch Freund*innen. Direkt nach ihrer Geburt wurde sie in ein Krankenhaus nach Moskau gebracht und ist mit ihrer Familie in der russischen Föderation geblieben. Denn Samira ist auf Grund einer Kinderlähmung schwer gehbehindert. Seit fast 10 Jahren lebt sie in Österreich, spricht gut Deutsch und ist 2022 im Ute Bock Haus eingezogen. Es ist für uns unverständlich, warum sie keine Chance bekommt, warum humanitäre Gründe in ihrem Fall nicht greifen.

Zurück bleiben viele offene Fragen: Wieso war es in Samiras Fall eine unbegleitete Abschiebung auf einem Linienflug über Istanbul nach Baku, obwohl Samira als gehbehinderte Person auf so einer Reise vielfach Unterstützung braucht? Warum wurde Samira in ein Land abgeschoben, in dem sie nie gelebt hat, dessen Sprache sie nicht spricht, wo sie kein Netzwerk hat? Und am allerwichtigsten: Wie geht es jetzt mit ihr in Aserbaidschan weiter?

Sorge um Samira

Nach ihrer Ankunft am Mittwoch in Baku konnten wir Samira endlich wieder auf ihrem Handy erreichen. Die Sorge um sie war groß im Ute Bock Haus. Samira erzählt, dass sie weinend am Flughafen gesessen ist, als eine Familie sie angesprochen hat. Samiras Verzweiflung muss enorm gewesen sein, denn die Familie aus Baku hat sie zu sich eingeladen. Samira darf einige Tage bleiben. Wir bemühen uns ihr bestmöglich in dieser Situation beizustehen, schicken Kontakte zu Hilfsorganisationen vor Ort und überlegen mit unserer Rechtsberatung, was wir noch tun können. Es geht ihr den Umständen entsprechend.

Im Ute Bock Haus wird Samira uns besonders wegen ihrem Lächeln und den lieben Worten, die sie für alle parat hatte, fehlen. Sie war bescheiden, zurückhaltend, freundlich. Lernte intensiv Deutsch und wollte hier ankommen, ein Zuhause finden. Erst beim letzten Weihnachtsfest hat sie den ganzen Empfangsbereich festlich geschmückt, um besonders den Kindern eine Freude zu machen.

Unabhängige und individuelle Hilfe

Bei unserer täglichen Arbeit in der Flüchtlingshilfe sind wir mit Schicksalen konfrontiert, bei denen wir uns fragen, wo die Menschlichkeit verloren gegangen ist. Gerade deswegen ist es so wichtig, individuelle Hilfe leisten zu können, die wir je nach Situation anpassen. Das schaffen wir dank Betreuer*innen die niemanden in schwierigen Situationen alleine lassen, einer niederschwelligen Sozialberatung, die allen Geflüchteten offen steht sowie einer unabhängigen Rechtshilfe im Haus. In Samiras Fall setzen wir uns weiter für sie ein und kämpfen für mehr Menschlichkeit.

Dass wir uns hartnäckig und bockig für mehr Menschlichkeit einsetzen können, ist vor allem deswegen möglich, weil das Flüchtlingsprojekt Ute Bock überwiegend spendenfinanziert ist. Das gibt uns die nötige Unabhängigkeit, damit wir individuell auf die Lebensrealitäten unserer Klient*innen eingehen und uns aktiv für ihre Rechte einsetzen können. Damit alle Geflüchteten eine faire Chance haben!

Hilf uns jetzt mit deiner Spende, damit wir weiterhin Geflüchtete wie Samira unterstützen können!

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