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Klient Jassim bekommt einen Schlüssel vor dem Ute Bock Haus

„Ich will einfach wo bleiben dürfen“

Unser Klient Jassim* musste sein neues Zuhause in einer österreichischen Gemeinde verlassen und durchlebte ein nervenaufreibendes Hin und Her durch staatliche Ausreisezentren. Er hat uns seine Geschichte erzählt.

Der Sommer ist da – freust du dich auch darauf, endlich wieder wegfahren zu können? Bei Jassim ist es genau andersherum: Er möchte endlich ankommen. Er möchte bleiben, in seiner neuen Heimat, in Österreich.

Jassim* (38) hätte im Irak als Milizsoldat kämpfen sollen, davor ist er geflohen und kam vor sechs Jahren nach Österreich. In Sankt Marien*, einer kleinen Gemeinde in Oberösterreich, integrierte er sich schnell. Der gelernte LKW-Mechaniker half überall ehrenamtlich mit, wo er gebraucht wurde: beim Pfarrcafé, am Gemeindeamt, als Schülerlotse oder im Seniorenheim. So lernte er Deutsch und fand schnell Freunde.

Trotz der guten Integration blieb auch der 2. Antrag auf Asyl negativ. Der ganze Ort sammelte nach einer Initiative des Bürgermeisters Unterschriften, schrieb Briefe, organisierte sogar einen verbindlichen Arbeitsvorvertrag ab positivem Bescheid, dennoch: An einem Mittwoch im Februar 2019, Jassim erinnert sich noch genau, holten sie ihn ab. Neues Ziel: Rückreisezentrum Schwechat. Auftrag: Ausreise, zurück in den Irak.

Doch der Irak nimmt grundsätzlich keine Flüchtlinge zurück, außer sie kommen freiwillig. Aber Jassim will nicht zurück, er will nicht sterben, nicht freiwillig.

 

Warum musste er Sankt Marien dann verlassen?

Trotz der von vornherein ausweglosen Situation, wurde Jassim aus seinem Umfeld gerissen. Damit beginnt eine Odyssee quer durch Österreich: vom Containerdorf in Schwechat zum Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen, weiter nach Fieberbrunn in Tirol, zurück nach Schwechat, und wieder Traiskirchen. Der persönliche Kontakt zu seinen Freunden und Vertrauten wird verhindert, der Zugang zur Zivilgesellschaft fast unmöglich gemacht.

Jedes Mal wieder muss Jassim neu aufbrechen, voller Angst, was als nächstes passiert, Angst vor der Pandemie, ohne Ausweis, ohne Geld, ohne Sicherheit. Denn rechtlich hatte er wegen dieser Maßnahmen keinen Anspruch mehr auf Grundversorgung, kein Einkommen, kein Dach über dem Kopf, jahrelange Integrationsbemühungen umsonst.

Jassim wünscht sich eine Chance.
Foto: Anna Florentina Geissmann

Dann hörte er vom Flüchtlingsprojekt Ute Bock. Und so kam er im Juli 2020 zu uns. Unsere engagierte Betreuerin Sherin nimmt sich des verzweifelten Jassims sofort an. Sie organisiert ihm ein Zimmer im Ute Bock Haus. Sie kämpft zusammen mit einem Anwalt für sein humanitäres Bleiberecht. Sie bereitet ihn auf die nächsten rechtlichen Schritte vor. Sie gibt ihm Hoffnung.

Mit Tränen in den Augen, verängstigt von dem behördlichen Hin und Her, erzählt Jassim dankbar: „Bei Ute Bock werde ich endlich wieder wie ein Mensch behandelt!“.

Jassim ist mit dieser Situation nicht alleine. Einige unserer Klient*innen waren nach Jahren bereits gut in ihren Gemeinden integriert und wurden durch diese schikanierende Isolationspraxis aus ihrem Umfeld gerissen – obwohl eine Abschiebung unmöglich ist.

Die Belastung für die Geflüchteten ist enorm. Sie sind nach diesen Maßnahmen von Obdachlosigkeit bedroht, verlieren selbst die minimale Grundversorgung, da sie plötzlich und ohne eigenes Zutun in einem anderen Bundesland sind. In dieser Situation ist das Flüchtlingsprojekt Ute Bock eine existentielle Anlaufstelle, denn wir helfen denen, denen sonst keiner hilft!

Eine einfache Änderung der Verwaltungsregeln würde der österreichischen Asylpolitik ein menschlicheres Gesicht verleihen. Der Staat sollte sich die erheblichen Kosten für diese traumatisierende Praxis sparen und auf die Förderung von Integrationsmaßnahmen und das Angebot echter Perspektiven setzen. Das wäre eine zielführendere Strategie für die österreichische Gesellschaft und alle Menschen, die in dieser leben.

 

Mit deiner Hilfe können wir Geflüchteten wie Jassim ein Dach über dem Kopf, Essen und Kleidung geben. Sie werden begleitet und angenommen so wie sie sind, fast wie zu Hause.

Damit wir weiter jenen helfen können, die sonst keine Hilfe bekommen, bitte wir dich um deine Unterstützung!

*Name und Ort redaktionell geändert

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