Spracherwerb ist der Schlüssel zur Integration. Mit der Schließung der Schulen am 16. März wurden auch unsere Deutschkurse für Erwachsene eingestellt. Schnell wurde klar, dass dieser länger andauernde Zustand einen großen sprachlichen Rückschlag für unsere ca. 400 Schüler*innen bedeutet. Das können und wollen wir nicht zulassen.
Das Ute Bock Bildungszentrum bietet normalerweise kostenlose Deutschkurse von der Alphabetisierung bis zum Niveau B2. Erwachsenen fällt das Lernen einer Sprache um ein vielfaches schwerer als den Kindern. Es ist ein wirklicher Kraftakt.
Wenn die Schulen laut aktueller Planung Mitte Mai nach neun Wochen wieder aufsperren, sehen wir uns mit einer ähnlichen Situation wie nach den Sommerferien konfrontiert. Lange Lernpausen und eine fehlende deutschsprachige Routine führen vor allem zu einem sprachlichen Rückschritt.
Um diese Situation abzuwenden, stehen wir ähnlich wie bei den Kindern unserer Büffelböcke vor großen Herausforderungen: die Erreichbarkeit der Schüler*innen, die technischen Möglichkeiten, die individuellen Gegebenheiten der Menschen, die mit ihren Familien zum Teil auf engstem Raum leben.
Mit viel Engagement unserer Ehrenamtlichen wurden zunächst alle Klassen von ihren Lehrer*innen und unserem Team kontaktiert. Unsere Ehrenamtliche Doris gründete eine Facebook-Gruppe, in der Tag für Tag neue Lernaufgaben für verschiedenen Niveaus gepostet werden.
Im zweiten Schritt wurden nun von allen Lehrer*innen und unserer Kurs-Koordinatorin Cornelia einheitliche Skripten für die Klassen zusammengestellt. Diese werden von unseren Zivildienern im Bildungszentrum für die Schüler*innen kopiert und aufbereitet. Die Lernmappen stehen dann wie in den Schulen zur Abholung bereit, in Einzelfällen werden sie zugestellt. Die Skripten können dann der Reihe nach von den Schüler*innen abgearbeitet werden. Zur individuellen Betreuung kommt wie bei unseren Büffelböcken WhatsApp zum Einsatz: Die Schüler*innen schicken ihre Lösungen an die Ehrenamtlichen und erhalten wertvolles Feedback. Ein wichtiger Punkt ist auch bei unseren erwachsenen Schüler*innen die Routine. Sie werden angehalten, die Aufgaben zu den regulären Kurszeiten zu lösen.
Unsere Kollegin Cornelia ist dankbar für die Unterstützung durch die Ehrenamtlichen: „Es ist beeindruckend zu sehen, was unsere engagierten Lehrerinnen und Lehrer hier auf die Beine stellen. Wir sind sehr dankbar für diese wertvolle Unterstützung!“
Bildung darf kein Privileg sein – das gilt für Kinder ebenso wie für Erwachsene. Wir lassen trotz aller Widrigkeiten niemanden während dieser Krise auf seinem oder ihrem Bildungsweg allein.